Partizipierend (teilnehmend)​

Juristen, Richter, welche die Richtlinien erstellen und deren Umsetzung überwachen und durchsetzen Wie ist diese Gruppe definiert? Hierzu gehören alle Juristen, die in irgendeiner Weise mit personalisierter Medizin befasst sind. Dazu gehört die Heerschar an Juristen, die den politischen Willen in juristische Formulierungen umsetzen, auf denen Gesetze und Ausführungsbestimmungen beruhen. Ebenso gehören dazu alle Juristen, die innerhalb großer Organisationen wie Krankenkassen oder Kliniken, die Gesetze und Ausführungsbestimmungen in örtlich angepasste Bestimmungen umsetzen. Schließlich alle Juristen und Richter, die bei Gericht mit Prozessen befasst sind, wenn mal etwas schief gegangen ist oder die Parteien sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht außergerichtlich einigen konnten.  Was sind die Rollen dieser Gruppe in der Personalisierten Medizin? Den größten Einfluss haben natürlich die Juristen, die mit der Formulierung von Gesetzestexten befasst sind. Dort wird festgelegt, welche Methoden der Personalisierten Medizin in der Forschung eingesetzt und welche dann schließlich den Patienten erreichen dürfen. Das bestimmt ja letztlich den Rahmen innerhalb dessen sich Entwicklung und Anwendung der Personalisierten Medizin bewegen können und müssen. Ebenso wichtig ist natürlich die Auslegung der Gesetze im Einzelfall vor Gericht, da diese Entscheidungen oft richtungsweisenden Charakter für weitere Verfahren haben.  Welchen Einfluss hat diese Gruppe auf die Entwicklung der Personalisierten Medizin? Es gibt zwei nahezu gleichwichtige Gebiete: Das erste betrifft natürlich welche Methoden in der Personalisierten Medizin angewendet werden dürfen und welche nicht. Heiße Eisen auf diesem Gebiet sind das soggenante Gen-Editieren (gezielte Einführung von genetischen Veränderungen, sowohl in normalen Gewebe- wie auch Keimbahn-Zellen) und therapeutische Ansätze die auf der Verwendung von sogenannten Stammzellen beruhen (auch hier normale Gewebe- wie auch embryonale Stammzellen). Die derzeitige Tendenz geht dahin keinerlei Eingriffe in die Keimbahn bzw. keine embryonalen Stammzellen zuzulassen. Jede in diesen Bereichen eingeführte Veränderung betrifft nicht nur den Patienten sondern all darauf folgenden Generationen (Kinder und Kindeskinder). Daher ist es nahezu unmöglich, die Langzeitfolgen von Keimbahn-Eingriffen vorherzusehen. Der zweite Teil betrifft den Datenschutz und ist ebenfalls von vitalem Interesse speziell für die Personalisierte Medizin. Selbstverständlich will niemand den komplett gläsernen Patienten (selbst Interessengruppen, die davon profitieren würden, wären im persönlichen Bereich ablehnend). Andererseits ist Personalisierte Medizin auf die Verfügbarkeit von Patientendaten dringend angewiesen (kontrolliert und anonymisiert). Wie sonst kann man feststellen, ob eine neue Behandlungsmethode dem Patienten wirklich geholfen hat, wirkungslos war oder sogar Schaden verursacht hat? Natürlich wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das ja jeder für sich selbst frei entscheiden könne. Leider folgen aber in der Praxis die meisten den generellen Vorgaben und wenn diese der Datenfreigabe eher ablehnend gegenüberstehen, dann wird Personalisierte Medizin schnell zu einem sehr schweren Kampf gegen die Bürokratie. Es macht ein Riesenunterschied, ob eine gesetzliche Entscheidungsmöglichkeit als eine Zustimmungspflicht oder einer Ablehnungsmöglichkeit definiert wird.  Abb. 33 Juristen Wer sind die wichtigsten Ansprechpartner für diese Gruppe? Merkwürdigerweise meist nicht die Betroffenen, außer in Gerichtsprozessen gegen Ärzte oder Organisationen. Die meiste grundlegende Arbeit erfolgt in enger Abstimmung mit Politikern, oder eben großen Organisationen wie z.B. Krankenkassen. Was sollte diese Gruppe zur Entwicklung und Verbreitung der Personalisierten Medizin beitragen? Eine zumindest auf Laienebene umfassende Kenntnis der Fakten um und hinter Personalisierter Medizin wäre wohl die sinnvollste Ergänzung zu ihrer juristischen Expertise. Auf diesem Hintergrund wäre es für Juristen sehr viel leichter in Gesetzen und Ausführungsbestimmungen schon während der Ausarbeitung Fallstricke zu erkennen, die wenig praktikable oder sogar gefährlich weil hinderlich sein werden. Das würde eine sofortige Korrektur erleichtern, ehe das ganze überhaupt im Parlament beschlossen wird. Aus meiner Sicht sollten alle Juristen, die mit Personalisierter Medizin befasst sind, sei es in der Gesetzgebung, deren Ausführung oder juristischen Streitfragen, die Rückkopplung mit wissenschaftlichen und/oder medizinischen Experten suchen. Das könnte helfen Spannungen zu vermeiden bzw. aufzulösen bevor sie vor Gericht landen.  Was kommt als nächstes? Nächste Woche wird es Zeit mal einen Blick auf die Politiker zu werfen, die ja in erster Linie dafür verantwortlich sind, den Wählerwille in Politik umzusetzen. 

Partizipierend (teilnehmend)​

Mitglieder der Ethikräte Ich beschränke ich hier auf den Deutschen Ethikrat, der auf nationaler Ebene aufgestellt ist und 26 Mitglieder umfasst.   Die Mitglieder sind so ausgewählt, dass sie die naturwissenschaftlichen, medizinischen, theologischen, philosophischen, ethischen, sozialen, ökonomischen und rechtlichen Belange kompetent repräsentieren. Die Mitglieder werden für 4 Jahre berufen und können einmal wiederberufen werden.  Wie ist diese Gruppe definiert? Es handelt sich um Fachleute, oft Universitätsprofessoren Ihrer jeweiligen Fachgebiete, die sich im Schnitt einmal monatlich treffen und eine Jahrestagung abhalten. Der Ethikrat befasst sich mit allen ethischen Belangen, nicht nur der personalisierten Medizin. Themen sind unter anderem die anonyme Kindesabgabe (Babyklappe), Humanbiobanken, Genetische Diagnostik, Nutzen und Kosten im Gesundheitswesen, Präimplantationsdiagositik, Demenz und Selbstbestimmung, etc. Viele dieser Themen sind auch für Ansätze der Personalisierten Medizin von Bedeutung.  Was sind die Rollen dieser Gruppe in der Personalisierten Medizin? Der Ethikrat berät die Politik und setzt unter anderem Wertmaßstäbe fest, nach denen personalisierte Behandlungsversuche bewertet und letztlich dann auch erstattet werden. Aufgabe des Ethikrates ist es auch das ethisch vertretbare von dem rein technisch machbaren abzugrenzen. Der Deutsche Ethikrat erfüllt hierbei eine Doppelfunktion. Er ist sowohl ein Diskussionsform ethischer und rechtlicher Fragen als auch ein Beratungsgremium.  Welchen Einfluss hat diese Gruppe auf die Entwicklung der Personalisierten Medizin? Gerade im Bereich der personalisierten Behandlung von lebensbedrohlichen Tumoren stellt sich rasch die Frage nach dem Kosten-Nutzen Verhältnis. Damit immer auch implizit die Frage, wieviel ist ein Tag / Monat / Jahr zusätzliches Überleben des Patienten in Euro wert? Wann überwiegt das Interesse der Allgemeinheit (die nicht jede beliebig teuere Behandlung für jeden bezahlen kann) und wann dominiert der Behandlungswert für den einzelnen? Alles Fragen mit denen sich der Ethikrat auseinandersetzt.  Abb 32: Deutscher EthikratWer sind die wichtigsten Ansprechpartner für diese Gruppe? Die Empfehlungen des Ethikrates gehen in die Politik und damit mittelbar auch zu den Kostenträgern, sprich Krankenkassen, die sich hinsichtlich der Erstattungssätze an den Voten des Ethikrates orientieren. Aber auch die vielen ethischen Komitees in Kliniken, kirchlichen und sonstigen Einrichtungen orientieren sich an den Vorgaben des Ethnikrates ebenso wie sie diese ja durch Entsendung der Mitglieder des Ethikrates auch mitbestimmen.  Was sollte diese Gruppe zur Entwicklung und Verbreitung der Personalisierten Medizin beitragen? Ethische Überlegungen und wirtschaftliche Interessen gehen selten konform. Damit besteht für den Ethikrat ein permanentes Konfliktrisiko, das nur durch beständige Ausarbeitung immer neuer Kompromisse zu bewältigen ist. Ebenso wie die Technologie im Bereich der Personalisierten Medizin ständig neue Türen und Möglichkeiten eröffnet, muss der Ethikrat versuchen, diese in seinen Vorgaben zu berücksichtigen. Wenn das zeitnah gelingt, dann kann die Entwicklung neuer Diagnose- und Behandlungsverfahren zügig voranschreiten. Der Ethikrat ist also einer der Taktgeber für die juristischen Rahmenbedingungen unter welchen die Personalisierte Medizin arbeitet.   Was kommt als nächstes? Nächste Woche möchte ich kurz die Beteiligung von Juristen ansprechen, die ja spätestens wenn es Streit gibt, immer und überall einbezogen werden. ​

Partizipierend (teilnehmend)​

Datenschutzbeauftragte in Klinken und Unternehmen Molekulare medizinische Daten sind wertvoll, weil daraus sehr detaillierte Schlüsse hinsichtlich des Patienten gezogen werden können. Das ist einerseits notwendig und für den Patienten sehr hilfreich, wenn es durch behandelnde Ärzte und Kliniken erfolgt. Problematisch wird es aus unserem ethischen Grundverständnis aber dann, wenn es Arbeitgeber und Versicherungen heranziehen. Positiv ausgedrückt, um die best geeigneten Mitarbeiter und Versicherungspolicen zu finden, negativ ausgedrückt, um gegen eventuell benachteiligte Personen zu diskriminieren. Dies zu verhindern ist die Aufgabe des Datenschutzes und dessen Einhaltung zu überwachen ist die Aufgabe des Datenschutzbeauftragten.   Wie ist diese Gruppe definiert? Datenschutzbeauftragte müssen grundsätzlich unabhängig sein und dürfen keinen Interessenkonflikten unterliegen. Sie haben zwar keine spezielle Berufsausbildung sollten aber sachkundig sein. Nicht ganz trivial, wenn man sich die Vielzahl von Datenschutz Gesetzen und damit befassten Behörden auf nationaler und internationaler Ebene verdeutlicht. Datenschutzbeauftragte können innerhalb einer Firma oder Organisation (z.B. einer Klink) lokalisiert sein, oder extern dazu geholt werden.  Was sind die Rollen dieser Gruppe in der Personalisierten Medizin? Datenschutzbeauftragte haben die Aufgabe, die Einhaltung der Datenschutz Gesetzte zu gewährleisten und Datenmißbrauch zu verhindern. Leider geraten sie dabei immer wieder in Konflikte bei Daten der Personalisierten Medizin, da zu strenger Datenschutz hier auch die zweckmäßige (= den Patienten helfende) Verwendung der Daten behindern kann. Der Spielraum, den die Gesetze zulassen ist begrenzt. Datenschutzbeauftragte müssen sich innerhalb dieser Bereiche halten, d.h. sie können  gesetzliche Bestimmungen nicht ignorieren, selbst wenn das nachteilig sein könnte.  Welchen Einfluss hat diese Gruppe auf die Entwicklung der Personalisierten Medizin? Datenschutzbeauftragte stellen die vorderste Front der Datenschützer dar und sind somit auch am nächsten an der Anwendung und deren Konsequenzen. Sie könnten damit eine aktive Rolle einnehmen, um die besonderen Gegebenheiten bei personalisierter Medizin entsprechende Gesetzes-Anpassungen vorzuschlagen. Dadurch könnte der Fortschritt in der Forschung und in den Behandlungsverfahren deutlich erleichtert werden. Abb 31. Datenschutzbeauftragte Wer sind die wichtigsten Ansprechpartner für diese Gruppe? Per Definition alle, die mit der Verarbeitung persönlicher Daten befasst sind, egal ob in Behörden, Klinken, Arztpraxen oder Industrie. Natürlich erstreckt sich das auch auf die Verantwortlichen, die zwar selbst kein personelle bezogenen Daten verarbeiten, aber für die Arbeitsprozesse verantwortlich zeichnen (Vorstände, Direktoren etc). Kontakt zur Politik und Gesetzgebung haben aber meist nur die Bundes- und Landes-Datenschutzbeauftragten, die aber Ihrerseits wieder  aufgabenbedingt ein gewissen Abstand von der Praxis haben.  Was sollte diese Gruppe zur Entwicklung und Verbreitung der Personalisierten Medizin beitragen? Die Verhinderung von Datenzugriffen durch unbefugte Dritte ist die Hauptaufgabe von Datenschutzbeauftragten. Sie sollten aber auch dafür sorgen, dass prinzipiell befugte Personen einen Datenzugriff erhalten, was heute meist nur über eine explizite schriftliche Zustimmung des Patienten selbst möglich ist. In den Fällen, in denen ohne solche Zustimmung einfach keine Behandlung erfolgt, führt sich dieses Verfahren selbst ad absurdum. Wer zum Arzt geht, um sich helfen zu lassen, hat damit ja einheitlich schon sein Einverständnis zur medizinischen Nutzung seiner Daten gegeben. Datenschutzbeauftragte könnten darauf hin wirken, dass ein innerer Kreis geschaffen wird, der automatisch einbezogen wird und sich der Schutz vor Datenzugriff auf die Verbreitung und Verwendung von Daten außerhalb dieses Behandlungskreises beschränkt.  Was kommt als nächstes? Nächste Woche werde ich kurz auf die Rolle der Ethikräte eingehen, die darüber wachen, dass medizinische Behandlung, speziell aber Forschung sich im Rahmen unserer gesellschaftlichen ethischen Normen bewegt. ​

Partizipierend (teilnehmend)​

Wissenschaftler in Akademia (Universitäten, öffentlichen Forschungszentren, etc) und in der Industrie Wissenschaftler werden sehr verschiednen gesehen, abhängig von den Ansichten und Anschauungen der Gruppen zu denen die jeweiligen Personen gehören. Das reicht von üblen Ketzern (für religiöse Fundamentalisten) über Verschwender öffentlicher Gelder (für Rechtspopulisten) über Problemlöser aus mehr pragmatischer Sicht, bis hin zu dem Bild abgehobener Elefenbeinturm Denker, die den Kontakt zur realen Welt verloren haben. Keines dieser Klischees trifft genau zu, aber abgesehen von den beiden Extremen finden sich natürlich immer einzelnen Wissenschaftler, die den jeweiligen Beschreibungen entsprechen. Wie ist diese Gruppe definiert? Wissenschaftler sind eine sehr gemischte Gruppe. Daher möchte ich mich auf diejenigen Disziplinen beschränken, die für die Lebenswissenschaften und biomedizinische Forschung am wichtigsten sind: Das beinhaltet forschende Ärzte, Biologen, Biochemiker, Chemiker, ebenso wie Boinformatiker und Informatiker. Was sind die Rollen dieser Gruppe in der Personalisierten Medizin? Es gibt drei tragende Säulen für die biomedizinische Entwicklung und die Personalisierte Medizin im besonderen: Die Entdeckung von Mechanismen, die Gesundheit und Krankheit steuern, Entdeckung und Entwicklung neuer Wirkstoffe und Medikamente, und schließlich die Entwicklung und Skalierung von Produktionsmethoden. Alle drei Gebiete werden maßgeblich von Wissenschaftlern geprägt und getragen. Welchen Einfluss hat diese Gruppe auf die Entwicklung der Personalisierten Medizin? Wissenschaftler sind die treibende Kraft hinter neuen Erkenntnissen, speziell bezüglich der molekularen Mechanismen wir unser Organismus funktioniert. Sie bilden auch die Speerspitze modernster Entwicklungen in der Pharma-Industrie, sowie der noch relativ jungen Biotech-Industrie. Wissenschaftliche Erkenntnisse erfordern aber nahezu immer kostspielige Forschung, die später möglicherweise hilft Leben zu retten und Geld zu sparen. Das beschreibt auch schon das größte Problem der Investoren auf diesem Gebiet. Die immensen Entwicklungskosten sind absolut sicher, der Erfolg stellt sich aber nur “möglicherweise” ein. Wissenschaftliche Entdeckungen lassen sich weder exakt planen noch können sie wirtschaftliche Vorteile garantieren. Es gibt imm das Risiko erfolglos zu bleiben, was aber andererseits die einzige Möglichkeit darstellt, wirklich voranzukommen. Niemand lernt aus Erfolg; man macht einfach so weiter wie bisher - bis der Erfolg letztlich ausbleibt.  Abb 30 Lebenswissenschaftler Wer sind die wichtigsten Ansprechpartner für diese Gruppe? Wissenschaftler interagieren am meisten mit anderen Wissenschaftlern, in einer Mischung aus Konkurrenz und Kooperation (was nicht selten ineinander übergeht). Die Heimat “reiner” Wissenschaftler (Erkenntnisgewinn ohne finanzielle Ziele) sind zumeist Universitäten oder außer-unversitäre Forschungseinrichtungen, öffentlich oder privat getragen. Die mehr angewandten Wissenschaftler finden sich meist in der Biotech- oder Pharma-Industrie. Ihre Arbeit wird stets von den Managern argwöhnisch verfolgt, die den Blick auf möglichst raschen wirtschaftliche Erfolg richten. Wissenschaftler werden auch gerne von politischen Gruppierungen und den Regierungen bemüht, um als Fachexperten Stellungnahmen abzugeben. Meist aber mit recht wenig Effekt. Besonders die biomedizinische Forschung kommt natürlich oft mit ethischen Themen in Berührung. Daher müssen sich Wissenschaftler ihre geplanten Experimente (zumindest in Deutschland) gegebenenfalls von Ethik-Kommissionen vorher genehmigen lassen.  Was sollte diese Gruppe zur Entwicklung und Verbreitung der Personalisierten Medizin beitragen? Wissenschaftler sind entscheidend an der Entwicklung und Ausformung von Grundkonzepten (Paradigmen) beteiligt, die die heutige und zukünftige biomedizinische Forschung leiten. Über Jahrzehnte war das Grund-Dogma ein Gen - eine Funktion, und ein Wirkstoff - ein Medikament und eine Krankheit. Jüngere Erkenntnisse der letzten zwei Jahrzehnte haben dieses Dogma erheblich erschüttert. Hier wissen heute, dass nahezu das Gegenteil der Fall ist, alles ist mit einander verbunden und nichts funktioniert isoliert. Ein großer Teil der Biotech und Pharma-Industrie bleibt aber in dem alten System verhaftet, hauptsächlich aus finanziellen Überlegungen heraus. Wenn plötzlich mehrere Komponenten zusammenkommen und eine Vielzahl von Wirkungen zu beachten sind, werden die Patentverfahren sehr kompliziert. Und das trifft den Lebensnerv der Pharma-Industrie und erzeugt dementsprechende Widerstände. Es liegt an den Wissenschaftler die Vorstandsetagen der Industrie davon zu überzeugen, das man Biologie nicht an ihre Geschäftsmodelle anpassen kann, sondern dass diese an die biologische Gegebenheiten angepasst werden müssen. Wird das weiterhin ignoriert, bremst es nicht nur de biomedizinische Forschung aus, sondern wird letztlich auch Leben kosten.  Was kommt als nächstes? Nächste Woche kommen wir zu einem recht schwierigen Thema, dem Datenschutz. Eigentlich erdacht, um die Allgemeinheit vor den Zugriff des “großen Bruders” zu schützen, kann falsch verstandener Datenschutz eben den Personen schaden, die er eigentlich schützen soll. ​

Partizipierend (teilnehmend)​

Ökonomen, die das Kosten/Nutzen Verhältnis zu ermitteln versuchen Medizin allgemein und damit auch personalisierte Medizin ist immer gezwungen ein Gleichgewicht zwischen den Kosten und dem Nutzen für den Einzelpatienten ebenso wie die Gesellschaft zu finden. Das führt unweigerlich zu Konflikten zwischen ethischen und ökonomischen Überlegungen. Es ist sehr schwer einen Geldwert für menschliches Leben oder Gesundheit zu bestimmen. Daher werde ich mich an dieser Stelle soweit als möglich ganz auf die  wirtschaftlichen Überlegungen konzentrieren.  Das Versprechen der P4-Medizin besteht darin, zu allererst die Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern, woraus später eine Kostenersparnis über die Vermeidung bzw. Verzögerung von Behandlungskosten resultiert. Damit ist auch schon eines der größten Problem aus ökonomischer Sicht klar. Jetzt mehr bezahlen, um später sparen zu können. Dieses Konzept war bei Regierung, Politikern, Vorstandsvorsitzenden, oder Krankenkassen noch nie beliebt. Die Führungszirkel all dieser Gruppen sind darauf geeicht, Vorteile möglichst während ihrer eigenen Amtszeit einzufahren.   Wie ist diese Gruppe definiert? Eigentlich sind das zwei Gruppen. Zu einen die professionelle Ökonomen, die bei Krankassen oder Klink-Verbünden arbeiten. Sie beraten auch Politiker, Regierungen und die Gesundheitsversorgung, die sie mit den Maßstäben industrieller Vorgehensweise betrachten. Zum anderen muss jeder praktizierende Arzt darauf achten, dass sein Aufwand, seine Kosten und sein Einkommen nicht ins Ungleichgewicht kommen. Viele kleine oder auch weitreichende Entscheidungen hinsichtlich personalisierter Medizin werde von ökonomischen Überlegungen beeinflußt oder manchmal sogar diktiert.  Was sind die Rollen dieser Gruppe in der Personalisierten Medizin? Es ist immer schwierig nicht unmittelbar unvermeidliche Kosten prophylaktischer Maßnahmen anzunehmen. Besonders wenn die Einsparung daraus erst Jahrzehnte später sichtbar werden. Wir auch immer derartige Entscheidungen triff muss sie heute rechtfertigen obwohl er/sie vermutlich die Erfolge nicht mehr einfahren kann. Medizin einschließlich personalisierte Medizin ist hier etwas besser dran als zum Beispiel der Umweltschutz. Zukünftigen Generationen die Möglichkeiten zu einem Leben in gesunder Umwelt zu verwehren ist wesentlich einfacher als einem Patienten HEUTE eine Behandlung zu verweigern. Ökonomen können der Entwicklung der Personalisierten Medizin helfen, indem sie wirklich vorausschauende Modelle entwickeln. Diese müssen der Tatsache Rechnung tragen, dass der finanzielle Nutzen von P4-Medizin sich eben erst in einer Generation (20 - 30 Jahre) ergeben wird, und nicht in den nächsten fünf Jahren. Ökonomen sollten klar aufzeigen, dass das passive Hinnehmen der ständigen Kostensteigerungen durch konventionelle, krankheits-orientierte Medizin kurzsichtig ist und das Potential des P4-Ansatzes verdeutlichen.   Abb 29 P4-Ökonomie Welchen Einfluss hat diese Gruppe auf die Entwicklung der Personalisierten Medizin? Das entspricht ziemlich genau den beschriebenen Rollen. Die Entwicklung ökonomischer Modelle, die den Einfluss verschiedener Szenarien auf die zukünftige Kosten-Nutzen Entwicklung einschließlich P4-Medizin zeigen, wird eine entscheidende Grundlage für politische Weichenstellung sein. Natürlich werden nur utopische Kostensteigerungen herauskommen, wenn man sich ganz auf die Therapiekosten von Krebspatienten im Endstadium konzentriert. Jeder Monat zusätzliches Leben durch personalisierter Medizin erhöht die Kosten der verlängerten Behandlung. Man sich aber auch auf die Bilanz zwischen dem Aufwand präventiver Maßnahmen und den erheblichen Kosteneinsparungen durch die Reduktion der Behandlungskosten späterer chronischer Krankheiten konzentrieren.Dann erscheint Personalisierte Medizin eher als der weiße Ritter, der nicht nur unsere Gesundheit bewahrt sondern auch unseren Geldbeutel. Selbstverständlich steht der Beweis dafür erst mal aus, da es sich um eine Annahmen-basierte Modellierung handeln muss. Trotzdem ist es sehr viel leichter Entscheider dafür zu gewinnen, wenn man ihnen wenigstens halbwegs vernünftige Größenordnungen nennen kann.  Wer sind die wichtigsten Ansprechpartner für diese Gruppe? Wo auch immer Geld involviert ist, sind auch Ökonomen involviert. Ob es um Rezepte in der Apotheke geht, eine medizinische Behandlung durch einen Arzt, oder schlicht um die jährliche Grippe-Impfung, alles kostet Geld. Allerdings hat es auch seinen Preis, z.B. die Grippe Impfung nicht zu machen. Man riskiert zwei-drei wöchigen Ausfall oder gerade bei älteren Patienten ein deutlich erhöhtes Sterberisiko. Ökonomen haben einen erheblichen Einfluss auf Interessenvertreter in der Personalisierten Medizin, speziell diejenigen, die letztlich die Kosten tragen müssen. Dazu zählt die Politik (wie man am Beispiel der verbissenen Kämpfe um Obamacare sehen kann), Krankenkassen und deren direkte Kunden. Das sind nicht in erster Linie die Patienten, sondern Krankenhäuser, Apotheken (als Verteiler der Pharma-Industrie) und behandelnde Ärzte, die in erster Linie Zahlungsempfänger sind. Aber ökonomische Überlegungen könne auch sehr wichtig sein, um bei Patienten die Bereitschaft zu persönlichen Zuzahlungen zu fördern.  Was sollte diese Gruppe zur Entwicklung und Verbreitung der Personalisierten Medizin beitragen? Eine der Hauptaufgaben, die Ökonomen beisteuern können, besteht darin, aus möglichst realistischen Daten wesentliche wirtschaftliche Trends für die Zukunft zu prognostizieren. Diese sollten die derzeitigen Verhältnisse möglichst korrekt widerspiegeln und verschiedene mögliche Szenarien extrapolieren. Wenn solche Modelle Kostenersparnisse eben erst in ein paar Jahrzehnten vorhersagen, dann ist es eben so. Der Hauptpunkt ist, Personalisierte Medizin nicht einseitig als unersättlichen Kostentreiber darzustellen, der sich niemals rechnen wird. Ich glaube nicht an diese pessimistische Sichtweise, muss mich aber ebenso wie andere darauf verlassen, dass die Ökonomen mögliche Einsparungspotentiale für die Zukunft aufzeigen werden.  Was kommt als nächstes? Nächste Woche kommen wir zu einer der tragenden Säulen der Neuentwicklungen in der Personalisierten Medizin: den Wissenschaftlern. ​

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